Wille zur Leistung kann man lernen

Zentralschweiz am Sonntag 5.08.2012

Wille zur Leistung kann man lernen

 

Der neue ETH-Rektor Lino Guzzella klagt darüber, dass in der Volksschule zuwenig Leistung verlangt wird. Um sie in der Wirtschaft erfolgversprechend einsetzen zu können, müssten die Leute wieder richtig lesen, schreiben und sprechen können. Der Mann weiss, wovon er spricht, hatte er doch in der Vergangenheit verschiedene Kaderjobs in der Industrie inne. Der Präsident des Schweizerischen Lehrerverbandes, Beat W. Zemp, hält entgegen, dass Schüler am besten lernen, wenn sie nicht durch Stresshormone blockiert werden und eine angenehme Lernatmosphäre herrscht. Das hätten die neusten Resultate der Hirnforschung ergeben. Das glaube ich wohl, dass man ohne Druck auch leichter lernen kann. Nur ist es in der Wirtschaft leider so, dass man ständig unter Druck steht und irgendwann auch mal lernen muss, damit umzugehen. Die Volksschule ist dafür das beste Übungsfeld. Schüler müssen von den Lehrpersonen nicht frustriert werden, aber gefordert.Dass ich richtig verstanden werde: Das Schweizer Bildungssystem ist grundsätzlich gut und dient vielen anderen Ländern als Vorbild. In Anbetracht der rasanten Entwicklungen in der Arbeitswelt müssen wir aber vermehrt auf Leistung setzen. Und dies auf allen Stufen, von der Volksschule, über die Berufsbildung und die Gymnasien, bis hin zu den Hochschulen. Aus diesem Grund dürfen die Lehrpersonen nicht - wie es zurzeit in der Volksschule geschieht - mit immer mehr Aufgaben betraut werden, die mit ihrem eigentlichen Auftrag nichts zu tun haben. Die Kernkompetenz der Lehrpersonen ist es zu unterrichten, und nicht zu betreuen oder gar zu erziehen. Das ist und bleibt in erster Linie Aufgabe der Eltern und, im Notfall, unserer Sozialinstitutionen. In diesem Sinn muss man auch bei der Aufgabenverteilung der inzwischen in allen Gemeinden des Kantons Luzern erfolgten Einführung der Tagesstrukturen aufpassen.

 

Gefordert sind in dieser ganzen Problematik aber auch die Eltern. Sie müssen ihrem Kind wieder vermehrt unsere traditionellen Werte mit auf den Weg geben. Das Kind soll  merken, dass sich der Erfolg in Beruf, Familie oder Politik nur dann einstellt, wenn man fleissig und ausdauernd ist. Und auch mal bereit, Opfer auf sich zu nehmen. In diesem Sinne braucht es nicht nur in der Volksschule ein Umdenken, sondern auch bei den Eltern.

Felix Müri, Nationalrat SVP, Emmenbrücke